Heunetz- Fluch oder Segen?

Heunetz- Pferd- Fütterung: slow feeding

Slow feeding mit Heunetz-Fütterung: Fluch oder Segen für das Pferd?

Grundsätzlich muss man betonen, dass die Verwendung der Fressnetze nur so stark angestiegen ist, weil der Mensch versucht, damit die Haltung und Versorgung der Equiden zu verbessern.

Dafür gibt es grundsätzlich Lob -oder etwa nicht?!

Heunetz Pferd Fütterung slow feeding: Heunetze sollen die Fresszeiten verlängern, damit das Steppentier Pferd längere Kauzeiten hat, weniger auf dumme Gedanken kommt (Entwicklung von Verhaltensstörungen o.ä.) und vor allem ein längerer „Leerlauf“ vermieden wird (Risiko innerer Erkrankungen steigt nach ca. 4 Stunden ohne Nahrungsaufnahme, z.B. Magengeschwür). Unsere Haltungs- und Nutzungsbedingungen sind nun mal stark eingreifend und fernab jeglichen Wildpferdedaseins, das bleibt nicht aus.

Also versucht man, dem Tier die Möglichkeit zu geben, die Mahlzeitenbezogene Kauzeit nahezu  zu verdoppeln. Ein schöner Nebeneffekt: Das kostbare Raufutter wird nicht einfach untergewühlt oder beschmutzt, das spart wohlmöglich Geld.

Heunetz Pferd Fütterung slow feeding

Doch die Heunetzfütterung ist ein massiver Eingriff in das natürliche Fressverhalten des Pferdes!

Das Netz muss zumindest am Boden angebracht werden, um die übliche Kopf-tief-Haltung beim Grasen nachzuahmen. Die Verletzungsgefahr (nicht nur in Bodennähe) will man sich nicht ausmalen: Einhaken mit dem Huf/Eisen, Decken- oder Halfterverschlüssen, die sich verheddern. Auch zu Strangulierungen vornehmlich von Gliedmaßen ist es schon gekommen.

Selbst bei bodentiefen Netzen arbeitet das Pferd gegen den eigenen Körper: Die Rupfbewegung (übrigens gerne seitwärts ausgeführt) führt zu Stauchungen der Kopfgelenke. Nacken- und Kiefergelenke werden überbeansprucht. Im Vergleich zum natürlich grasenden Pferd fällt die Entlastung im oberen Kopfgelenk komplett weg! Die Vorhandmuskulatur wird angestrengt, die Bauchmuskulatur wird gelockert, der Rücken hängt durch. All diese Faktoren fördern Blockaden und lassen das Pferd regelrecht erstarren im Genick, die Durchlässigkeit leidet.

Die Maschen sind auch ursächlich für deutlich geringere Portionen, die das Pferd im Maul zu kauen hat. Daher kaut das hungrige Tier deutlich gieriger und kürzer. Ein Teufelskreislauf beginnt: Der Nahrungsbrei ist nicht ausreichend zerkleinert, die Speichelproduktion ist viel zu gering. Die Verwertung der Nährstoffe im Heu wird herabgesetzt, Dysbalancen im Gärprozess können zu Kotwasser, Verdauungsproblemen bis hin zur Kolik führen. Abgesehen davon schützt der Speichelfluss den Magen vor der „Selbstverdauung“ und neutralisiert den PH-Wert. Da Magensäure ständig produziert wird, Speichelfluss aber nur während der Nahrungsaufnahme erfolgen kann, riskiert man Magenleiden beim Pferd, wenn keine Ausgewogenheit vorliegt. Verstärkend kommen natürlich weitere pathogene Faktoren hinzu, z.B. Stress.

Heunetz Pferd Fütterung slow feeding

Veränderte Malmbewegungen führen auch zu Problemen im Kiefergelenk, sowie verändertem Zahnabrieb.

Alles zusammen (hier seien insbesondere das Kiefergelenk mit dem Zungenbein und das obere Kopfgelenk genannt) wirkt sich intrakraniell aus und kann zu vegetativen sowie auch neurologischen Befunden führen.

Hängt das Heunetz nun auch noch deutlich höher, verstärken sich diese unphysiologischen Beanspruchungen noch!!!

Bitte informiert Euch, denn es gibt mittlerweile viele Alternativen auf dem Markt. Auf Nachfrage gebe ich gerne Tipps.

 

Mir ist durchaus bewußt, dass es medizinische oder therapeutische Gründe gibt, die nur diese Form der Raufutterfütterung vorübergehend zulassen.

 

Alle anderen bitte ich, diese Handhabe zu überdenken. Herzlichen Dank fürs Lesen!

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